Interview, Andrea Kernreiter ganz persönlich

Sie ist tough, mitreißend und besitzt eine gehörige Portion Leidenschaft für ihren Job. Gemeinsam mit Andreas Kernreiter ist sie seit über 15 Jahren Geschäftsführerin von seminargo.com und Symposion Hotels. Als erfolgreiche Unternehmerin beeindruckt Andrea Kernreiter täglich mit ihrem Geschick im Umgang mit Mitarbeitern, Kunden und Hotels. Worauf sie bei einem Bewerber achtet, welche Produkte bei ihr im Einkaufskorb landen und welche Rolle Veränderung in ihrem Leben spielt, verrät uns Andrea im persönlichen Gespräch.

MARGIT ANDERL: Ich kann mich noch gut an mein Vorstellungsgespräch erinnern. Ich war damals schon von deiner toughen und sympathischen Art beeindruckt. Jetzt sitzen wir beide wieder zusammen und es freut mich, dass ich dieses Mal DICH interviewen darf (schmunzelt). Es ist dir ja ein Anliegen, dass du bei den Bewerbungsgesprächen immer persönlich dabei bist. Ganz ehrlich, worauf achtest du bei einem Bewerber ganz besonders?

ANDREA KERNREITER: Bereits wenn die Tür aufgeht, auf den ersten Augenkontakt, den Händedruck und wie die Begrüßung stattfindet. Das sagt schon sehr viel aus — oft mehr als die Antworten, die der Bewerber dann im Gespräch gibt.

Also auf die Ausstrahlung bzw. den ersten Eindruck.

Genau, dann weiß ich meist schon, ob der- oder diejenige ins Team passt.

Team — das ist ein gutes Stichwort. Als Mitarbeiter genießen wir bei seminargo eine sehr vertrauensvolle und offene Atmosphäre. Welchen Stellenwert hat die Wertschätzung gegenüber Mitarbeitern für dich?

Einen sehr hohen! Für mich ist es ganz wichtig, dass wir immer wertschätzend miteinander umgehen. Dass wir Sachen offen und sachlich aussprechen. Das ist mir nicht nur intern, sondern auch bei unseren Kunden und bei unseren Lieferanten, also bei den Hotels, wichtig.

Schön finde ich auch, dass du nicht nur deinen beruflichen Erfahrungsschatz mit uns teilst, sondern auch immer private Tipps für uns parat hast. Besonders die gesunde Ernährung ist ein Lieblingsthema von dir.

Ja, Kochen ist mein großes Hobby. Das fängt schon mit dem Einkaufen an. Wenn es mir die Zeit erlaubt, gehe ich am Samstag gerne zum Brunnenmarkt. Dort gibt es sehr viele biologische Produkte. Das muss auch nicht immer teuer sein, am Brunnenmarkt findest du hervorragende Bioprodukte zu einem guten Preis.

Übrigens ist der Brunnenmarkt der längste Straßenmarkt Wiens. Das Multikulti am Brunnenmarkt ist für mich jedes Mal ein Erlebnis und kostet mich oft ein Schmunzeln. Meistens verbinde ich meinen Einkauf mit einem Kaffee am Yppenplatz. Dann beobachte ich die Menschen. Die vielen Nationen, alle Sozialschichten — es ist wirklich wunderschön, wie homogen dieses Bild dort ist. Und nicht zuletzt bekommt man wirklich tolle Waren.

Was kommt in den Einkaufstrolley bei dir rein?

Sehr viel Gemüse, schon auch Fleisch, Huhn und Fisch. Sehr gesunde Sachen, sehr viele Vitamine, sehr viel Grünes, wie Salat. Dann freue ich mich schon, wenn ich nach Hause komme, aufs Kochen.

Worauf achtest du beim Kochen denn besonders?

Dass ich sehr bewusst koche und, dass es auch schmeckt. Ich verfeinere sehr gern mit Ingwer und Gewürzen und Kräutern, dafür wenig Salz. Ich habe auch mein eigenes „Kräutergarterl“.

Wie dürfen wir uns deine Wochenenden sonst vorstellen? Also abgesehen vom Kochen. Was sind deine Hobbies?

Eigentlich habe ich nicht sehr viel Wochenende. Ich gönne mir einen Tag Auszeit in der Woche. Ansonsten sind die Wochenenden dazu da, um meine Batterien aufzuladen.

Ein fixer Bestandteil sind allerdings die langen Spaziergänge mit meinem Mann Andreas. Das tut mir und meiner Seele sehr gut. Oft gehen wir auch zu Fuß in den ersten Bezirk und bummeln durch die Gassen.

Beruflich bin ich an den Wochenenden natürlich auch sehr viel unterwegs.

Genau, zum Beispiel bei den Veranstaltungen in den Hotels, wo dich auch unsere Kunden persönlich kennenlernen.

Generell scheint es, dass neue und vor allem große Projekte eine Leidenschaft von dir / von euch sind. Ich bin ja schon einige Jahre dabei und es vergeht kaum ein Jahr, in dem es keine Veränderung gibt. Das aktuelle Projekt heißt „Umbau Apartment“.

Es gibt bei uns jedes Jahr ein Großprojekt. Es ist wichtig, dass wir uns laufend verändern bzw. entwickeln. Das ist unser Motto, das hält uns in Schwung.

Vorher war es seminargo.com, das neue Buchungssystem. Letztes Jahr haben wir die Büros für die Mitarbeiter renoviert und heuer bin ich einmal privat an der Reihe.

Es wird auch nächstes Jahr in den Firmen wieder einen großen Punkt geben. Unsere Mitarbeiter müssen mit Veränderungen zurechtkommen.

Apropos Mitarbeiter. Die ticken heute ja auch anders, als noch vor 15 Jahren zu Beginn von seminargo (vormals symposionline).

Wir erleben generell einen extremen Wandel. Es ändern sich die Arbeitsprozesse und, wie du sagst, die Mitarbeiter. Die jungen Mitarbeiter haben andere Prioritäten als wir. Darauf müssen wir Rücksicht nehmen.

Wir haben jetzt das „neue Arbeiten“ implementiert und ich bin stolz, dass einige Mitarbeiter bereits von zu Hause aus arbeiten. Damit müssen wir auch vorsichtig umgehen – schafft das der Mitarbeiter, kann er damit umgehen? Wir achten hier auf beide Seiten und das wird auch weiterhin ein begleitendes Projekt sein.

Wie wir in Zukunft arbeiten und leben — eine Frage, die dich laufend begleitet.

Ganz klar. Der digitale Wandel bzw. die künstliche Intelligenz ist ein Thema, mit dem wir arbeiten können müssen. Das muss eine Bereicherung für uns sein. Denn sobald wir sehen, dass das eine Bereicherung ist, braucht man auch keine Angst um seinen Arbeitsplatz haben. Denn dann gibt es andere Arbeitsbereiche und neue Chancen.

Was wünscht du dir für deine private Zukunft?

Dass wir alle gesund bleiben, das ist das Allerwichtigste.

Und beruflich?

Privat und beruflich verschmelzen bei mir. Ich bin der Meinung, dass wir auf dieser Erde Gast sind, um unser Leben zu genießen. Viele glauben das nicht, meine Arbeit ist absoluter Genuss für mich. Ich genieße das Leben und die Menschen um mich herum sehr. Das sind meine Mitarbeiter, meine Kunden, die Hotels. Das ist für mich sehr wichtig und das würde ich mir für jeden wünschen.

Abschließend noch folgende Frage: Was würdest du jungen Unternehmern, jungen Start-ups raten?

Du musst für die Sache brennen! Ansonsten ist es sehr aufwändig bzw. gelingt es nicht. Ich würde sagen, das Thema sollte fast ein Hobby sein, so wie es bei uns ist. Denn ein junges Unternehmen kostet sehr viel Zeit und Investition.

Ich empfehle den Start-ups auch – so wie wir es gemacht haben – bei der Ausgabenseite sehr aufzupassen. Es heißt nicht, dass man mehr Geld ausgeben kann, wenn man Unternehmer ist. Bei den Einnahmen würde ich den Tipp geben, die Hälfte gehört dir, die andere Hälfte bitte weglegen, weil man auch Steuern zahlen muss und die kommen ein bisschen später. Und als Unternehmer sollte man nie über seine Verhältnisse leben.

Vielen Dank für das spannende und offene Gespräch. Es war mir eine große Freude, mit dir zu plaudern.

seminargo.com

Symposion Hotels

Interview Margit Anderl / Marketing mit Andrea Kernreiter / CEO

Juni 2017

Alexander, Andrea und Andreas Kernreiter (v.li.n.re.)